Fritz Stier ist in der Region sicherlich kein Unbekannter. Als Künstler, Akteur auf kulturpolitischer Ebene und Leiter des Kunstverein Viernheim ist er eine zentrale Figur der hiesigen Kunstszene und weit darüber hinaus bestens vernetzt. Das 2023 erschienene Buch „Fritz Stier – Performances, Videoarbeiten, Photopaintings und Projekte“ gibt eindrucksvoll Einblick in die vielen Aktionsfelder des Fritz Stier, in denen es immer um die Kunst geht. Mit dieser Einzelausstellung im PORT25 stellen wir den Künstler Fritz Stier in den Fokus. Ausgangspunkt der Ausstellung ist seine erste Videoarbeit „cogito ergo sum“ (1980), die auf den französischen Philosophen René Descartes rekurriert. In krisseligem Schwarz-Weiß ist der Künstler zu sehen, der sich die Worte „Ich denke“ auf die Stirn schreibt und dabei „Ich bin“ spricht. Die Szene wiederholt sich wieder und wieder, ein ums andere Mal abgefilmt, Bild und Ton werden mit jeder Wiederholung undeutlicher. Wie gewiss können wir uns sein?
Fritz Stier (*1951) ist ein früher Vertreter der Performance- und Videokunst, die Anfänge waren geprägt von Happenings und Aktionen in öffentlichen und halböffentlichen Räumen. Als er Mitte der 1970er Jahre aus Berlin, wo er an der Akademie der Künste studiert hatte, nach Mannheim zurückkehrte, war die Kunstwelt im Aufbruch, alles schien möglich, die Grenzen zwischen Kunst und Leben verschwammen – Fritz Stier mittendrin.
Seine ersten dokumentierten Performances, in denen er selbst agiert, sind sehr persönlich. Eigene Gefühle und Erfahrungen werden bearbeitet, finden schmerzhaften Ausdruck und genuine bildnerische Sprache. Bald schon gelangte er zu universelleren Themen, die die conditio humana in all ihren Facetten betrachten und befragen. Spirituelles und elementar körperliche Erfahrungen verbinden sich. Aspekte des Lebens, wie das ewige Werden und Vergehen, Nähe und deren Unmöglichkeit, Ausgeliefertsein und ein Sich-Einlassen, durchziehen leitmotivisch Fritz Stiers Werke – immer bildgewaltig, nie deskriptiv, vielmehr deutungsoffen und vielschichtig.
Seitens des Künstlers ist damit auch ein Zulassen der Handlungen anderer verbunden. Den Akteuren seiner Performances und Videoarbeiten gibt er nur das Setting vor. So stehen etwa in der Videoinstallation „Arkanum“ fünf nackte Menschen ziemlich stramm in transparente Folie eingewickelt mit einer braunen Papiertüte auf dem Kopf vor raumlos schwarzem Grund. Nahezu bewegungsunfähig und der Sicht beraubt, zugleich zumindest ein wenig vor möglichen voyeuristischen Blicken geschützt, können sie entscheiden, ob sie so verharren oder sich befreien.
Der Ausstellungstitel, „Windstill im Niemandsland“, evoziert den Zustand des Dazwischen. Er umschreibt einen Stillstand, der möglicherweise die Ruhe vor dem Sturm ist, ein Moment des Innehaltens, nach dem Bewegung in alle Richtungen möglich wäre.
Wir danken dem Kulturamt der Stadt Mannheim für die Leihgabe der Arbeit „The Sky’s the Limit“.
Mit freundlicher Unterstützung von:
360°- Rundgang durch die Ausstellung
Termine
Führungen
Donnerstag, 11. Januar 2024 | 18 Uhr
Führung in deutscher Sprache mit Kim Behm
Donnerstag, 18. Januar 2024 | 18 Uhr
Führung in türkischer Sprache mit Melek Kilic
Sonntag, 18. Februar 2024 | 15 Uhr
Führung in russischer Sprache mit Anna Siebert
Sonntag, 25. Februar 2024 | 15 Uhr
Führung mit Fritz Stier
Lesungen - europa_morgen_land
Sonntag, 03. Dezember 2023 | 17 Uhr
Jaroslav Rudiš "Weihnachten in Prag" - Moderation: Maike Lührs
Sonntag, 11. Februar 2024 | 17 Uhr
Ariana Zustra "Tod oder lebendig" - Moderation: Anna-Katharina Gisbertz
BBK-WERKGESPRÄCHE im PORT25
Donnerstag, 08. Februar 2024 | 19 Uhr
BBK Werkgespräch #9 mit Inessa Siebert und Tina Stolt
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