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Lichtecht
Edgar Lissel & Claus Stolz
20.03. — 20.06.2021
Was ist eigentlich Fotografie? Unter anderem dieser Frage gehen Edgar Lissel und Claus Stolz nach. Beide erkunden auf ganz unterschiedlichen Wegen die Grundidee und die Grenzen des Fotografischen und verbinden dabei medienarchäologische Ansätze mit zeitgenössischen Technologien.
Edgar Lissel (*1965 in Northeim, lebt in Wien) verfolgt einen stark konzeptionellen Ansatz. Er baut beispielsweise ganze Wohnräume zur Lochkamera um, sodass das auf dem Kopf stehende Abbild des urbanen Außenraumes auf der Bildfläche mit den Silhouetten des Mobiliars im Innenraum verschmilzt. Oder er bedient sich biologischer Phänomene, indem er bestimmte lichtsensible Bakterien im Entstehungsprozess von Bildern einsetzt. Der Wachstumsprozess dieser Bakterienkolonien macht Abbilder sichtbar, die nicht reproduzierbar wären, da sie gewissermaßen unter Anleitung des
Künstlers durch das Zusammenspiel von Licht, Zeit, Bewegung und Raum entstanden sind. Dahinter steht eine Befragung der fotografischen Bildprozesse innerhalb derer Edgar Lissel jene Distanz zwischen sich selbst und dem fotografischen Ereignis aufhebt, die sich durch die Verwendung etwa einer Kamera ergeben würde.
Während Edgar Lissel so eine begreifbare Nähe und Unmittelbarkeit zum fotografischen Bild aufzeigt, überbrückt das Bild bei Claus Stolz (*1963 in Mannheim, lebt ebd.) bisweilen unvorstellbare Entfernungen: In seinen „Sunburns“ steht nichts, außer einer Linse, die das Sonnenlicht bündelt, zwischen der Lichtquelle und dem fotografi schen Material. Ein über rund 150 Millionen Kilometer ausgedehnter Vorgang wird in seiner mikroskopischen Auswirkung sichtbar. Das ist eine radikale Form der analogen Fotografie, bei der der Künstler den kontrollierten Zufall plant, den Prozess startet, beobachtet und stoppt. Claus Stolz hat sich fotografi schen Materialexperimenten verschrieben, die der Fotografi e immanente Abbildungsfunktion ist für ihn ein Nebenaspekt. Dieser allerdings kommt in seiner Serie „Kammerspiel“ zum Tragen: was wie präzise scharf fotografi erte, leuchtend farbige Blüten vor dunklem Grund erscheint, entpuppt sich als bizarre Stilleben-Arrangements.
Die Ausstellung wird im Rahmen des Impulsprogramms „Kunst trotz Abstand“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Wüttemberg gefördert und unterstützt durch:
digitaler Rundgang
Deltabeben
29. November 2020 — 28. Februar 2021
digitale Eröffnung: 12. Dezember 2020
Deltabeben. Regionale 2020
In Kooperation mit der Kunsthalle Mannheim und dem Kunstverein Mannheim
Arthur Bauer, Lucia Dominguez Madeira, Yulong Lin, Ulises Morales Lamadrid,
Miriam Stanke, Jutta Steudle, Stefan Wäldele, Helena Walter, Konstantin Weber
29. November 2020 — 28. Februar 2021
digitale Eröffnung: 12. Dezember, um 17 Uhr.
Alle zwei Jahre und 2020 bereits zum sechsten Mal, findet – abwechselnd in Mannheim und Ludwigshafen – das „Deltabeben“ statt: Ein gemeinsames Ausstellungsprojekt der Institutionen für zeitgenössische Kunst. Mittlerweile ist es zu einer fortlaufenden Überblicksschau zur Kunst in der Metropolregion Rhein-Neckar Region avanciert, die die künstlerische Vielfalt immer wieder aufs Neue zeigt und dokumentiert. Die teilnehmenden Künstler*innen kommen aus allen Teilen der Region zwischen Mannheim, Mainz, Heidelberg und Karlsruhe. Ihr Spektrum reicht von Fotografie, Malerei, skulpturalen und installativen Arbeiten bis zur Video- und Performancekunst. Bewerben kann man sich für die Teilnahme nicht, sondern ein wechselndes Expertenteam aus der Kunstszene wird gebeten, jeweils zwei Künstler*innen vorzuschlagen. Es gibt keine Altersbeschränkung, allerdings sollten die Künstler*innen ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in der Region haben, denn das „Deltabeben“ dient auch dem Austausch und der Vernetzung zwischen den einzelnen kleineren Kunstszenen der Region. „Deltabeben. Regionale 2020“ zeigt einmal mehr, wie urban und vielfältig die Metropolregion Rhein-Neckar mit ihren Künstler*innen und ihrer Kunst ist.
Ulises Morales Lamadrid mit Kunstpreis ausgezeichnet
Wir freuen uns sehr, dass die Jury des Deltabeben 2020-Preises sich für Ulises Morales Lamadrid entschieden hat!
Ulises Morales Lamadrid (*1966 Havanna/Kuba) beobachtet und sammelt – Eindrücke, Informationen, Bilder. Aus diesem Fundus hat er eine Art Ikonografie entwickelt, mittels derer er auf ebenso versponnen-poetische wie bisweilen humorvolle aber stets wirkmächtige Weise gesellschaftliche Normen, Handlungsmuster und Stereotype in Frage stellt. Für Lamadrid ist Kunst immer ein Spiegel der Realität. Mittels seiner Malerei, seiner Zeichnungen oder seiner Installation und einer Motiv- und Bildsprache, die deutlich in der kubanischen Kultur verwurzelt ist, erzählt er von weltweit anzutreffenden Schemata zwischenmenschlicher Beziehungen sowie toxischen Machtverhältnissen und Handlungsweisen.
Ulises Morales Lamadrid zählt in Kuba zu den arriviertesten Künstlern der Gegenwart.Nach seinem Kunststudium an der Universidad de la Habana war er an zahlreichen internationalen Ausstellungen beteiligt. 2011 war er „International Artist in Residence“ der Villa Waldberta, Internationales Künstlerhaus München, 2015 Stipendiat in den Botnik Studios, Göteborg/Schweden. Aus privaten Gründen ist Lamadrid vor knapp zwei Jahren in die Metropolregion Rhein-Neckar gezogen.
Beim Deltabeben. Regionale 2020 werden Ulises Morales Lamadrids Werke im PORT25 – Raum für Gegenwartskunst ausgestellt. Dieser Teil der Ausstellung ist bis zum 28.2.2021 verlängert.
Positionen erweiterter Malerei
Crisis? What Crisis?
Doris Erbacher, Martin Gerwers,
Sophie Innmann, Jonas Maas, Franziska Reinbothe
19. September – 08. November 2020
Eröffnung am 18. September 2020 — 19 Uhr
Mit zuverlässiger Regelmäßigkeit wird seitens der Kritiker*innen und Kurator*innen die Krise der Malerei heraufbeschworen. Die Künstler*innen indes malen einfach weiter, von Krise keine Spur. Dabei sind die Grenzen des tradierten Tafelbildes schon lange überschritten, die Malerei greift aus in den Raum, sie wird zum Objekt, zur Installation, zur freigesetzten Farbe. Auch des Pinsels bedarf es nicht unbedingt, denn schließlich hat jedes Material bereits eine Farbe und eine Struktur, also malerische Werte. In der Ausstellung werden künstlerische Positionen gezeigt, die abstrakte oder gegenstandslose Ansätze verfolgen und die durch unterschiedliche Strategien den Raum sondieren.
Doris Erbacher lotet ähnlich wie Martin Gerwers das Verhältnis von Farbe, Form, Licht und Raum aus. Beide führen ihre Bildträger bisweilen zur dreidimensionalen Skulptur, und in jedem Fall sind sich aktiv im Raum bewegende Betrachter*innen gefordert. Erst aus verschiedenen Blickwinkeln und mit dem Spiel von Licht und Schatten erschließt sich das eigentlich Malerische. Jonas Maas kombiniert rechteckige Module zu einem Bild, das mit Abstandshaltern eher vor als an der Wand hängt. Dabei bleiben zwischen den einzelnen Tafeln Freiräume – Bild und Wand greifen ineinander. Franziska Reinbothe geht in dem Moment, in dem das Bild fertig wäre, noch einen Schritt weiter: Sie zerbricht oder zersägt den Keilrahmen, faltet oder vernäht die Leinwand und gibt dem Bild so eine neue, oft skulpturale Form.
Sophie Innmann arbeitet meist ortsspezifisch und macht den Raum zum integralen Bestandteil ihrer Arbeiten. Zufall, die Spuren menschlichen Handelns sowie Zeit sind oftmals bestimmende Faktoren ihrer Werke.
In all diesen Arbeiten verschwimmen die Gattungsgrenzen, immer spielt das Verhältnis Fläche – Raum – Betrachter eine zentrale Rolle. Und doch stehen malerische Fragestellungen im Vordergrund.
Doris Erbacher, *1953, lebt und arbeitet in Heidelberg und Mannheim. Erbacher studierte 1974-80 an der Staatlichen Kunstakademie Stuttgart, 1986-91 leitete sie den Kunstraum Erbacher in Mannheim, von 1992 bis 2009 lebte sie als Künstlerin und Filmemacherin in Berlin.
Martin Gerwers, *1963 lebt und arbeitet in Düsseldorf. Gerwers studierte 1984-89 Visuelle Kommunikation an der Fachhochschule Aachen und anschließend 1989-93 an der Kunstakademie Düsseldorf. 2015 bis 2018 hatte er eine Gastprofessur an der Universität der Künste Berlin.
Sophie Innmann, *1986 lebt und arbeitet in Karlsruhe und überall auf der Welt, da ihre Arbeiten meist vor Ort entstehen. 2007 bis 2014 studierte sie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
Jonas Maas, *1985 lebt und arbeitet in Düsseldorf, 2010-14 Studium an der Kunstakademie Düsseldorf.
Franziska Reinbothe, *1980 lebt und arbeitet in Leipzig, 2005 bis 2013 studierte sie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
Abbildung: DiamondProx Joscha Steffens
Mannheimer Kunstpreis der Heinrich-Vetter-Stiftung
Joscha Steffens | Hannah Schemel
18. Juli – 30. August
Eröffnung am 17. Juli — 19 Uhr
Mit dem Mannheimer Kunstpreis der Heinrich-Vetter-Stiftung unterstützen die Stadt Mannheim und die Heinrich-Vetter-Stiftung professionelle Künstlerinnen und Künstler, die in der Metropolregion leben und wirken. Der in diesem Jahr für Fotografie und Video ausgelobte Preis wird bereits zum achten Mal verliehen.
Die fünfköpfige Fachjury bestehend aus Dr. Sebastian Baden (Kunsthalle Mannheim), Carolin Ellwanger (Kulturamt Mannheim), Dr. Heike Feldmann (Heinrich-Vetter-Stiftung), Stefanie Kleinsorge (Port25 – Raum für Gegenwartskunst) und Thomas Schirmböck, (Zephyr-Raum für Fotografie), betonte die außergewöhnlich hohe Qualität der zahlreichen Einsendungen sowie die große Vielfalt der künstlerischen Herangehensweisen. Nach intensiven Beratungen kamen Andrea Eßwein, Ruth Hutter, Emanuel Raab, Hannah Schemel, Peter Schlör, Miriam Stanke, Claus Stolz, Joscha Steffens und Felicitas von Lutzau in die Finalrunde.
Wie bereits 2018 hat sich die Jury dafür ausgesprochen den Preis in einen Haupt- und einen Förderpreis zu teilen. Der Hauptpreis, dotiert mit 10.000 Euro, wurde letztlich Joscha Steffens und der Förderpreis, dotiert mit 5.000 Euro, der Mannheimer Fotografin Hannah Schemel zugesprochen.
Mit Joscha Steffens (*1981) hat sich die Jury für einen Künstler entschieden, der sich mit Formen von gespielter und inszenierter Gewalt in digitalen und virtuellen Realitäten auseinandersetzt und brisante Phänomene unserer Gegenwart thematisiert. Joscha Steffens Fotografien und Videoarbeiten bewegen sich zwischen Dokumentation und Fiktion.
Hannah Schemel (*1994) legt großen Wert auf Handwerk, Materialität und Reduktion. Ihre Vorgehensweise ist stark durch ihre intensive Auseinandersetzung mit der japanischen Kultur geprägt. Auf handwerklich anspruchsvolle Weise entstehen in einer raffinierten Mischtechnik auratische Fotografien von besonderer Qualität.