Eine Gruppenausstellung mit
Matthis Bacht, Werner Degreif, Jane Grier («Miss G.»), Fritzi Haußmann, Žilvinas Kempinas, Takehito Koganezawa, Anna Marie Lieb, Pia Linz, Peter Riek, Gabriele Urbach
03. September - 06. November 2022
Eröffnung am Freitag, 2. September 2022, 19 Uhr
Eine Linie auf einem Blatt ist eine Komposition, eine Linie im Raum schafft Raum. Egal ob in der Fläche oder im dreidimensionalen Raum, immer definiert eine Linie Raum und verändert die Wahrnehmung der Betrachterinnen und Betrachter. Zeichnung kann Installation, Videoarbeit, Skulptur werden – die Grenzen der Medien verschwimmen. Ganz gleich in welcher Form sie auftritt, in den künstlerischen Positionen dieser Ausstellung transformiert die Zeichnung den Raum und verändert die physische Raumerfahrung ebenso wie die visuelle Wahrnehmung. Wenn die Zeichnung in den Raum wandert, dann werden die Betrachterinnen und Betrachter zum Teil des zeichnerischen Geschehens. Auch in Takehito Koganezawas Videoprojektion werden sie gewissermaßen zu Zeugen im Prozess des Zeichnens. Physisch raumgreifend kommt die Linie in Fritzi Haußmanns ortsspezifischen lyrisch-versponnenen Installationen zum Einsatz.
Matthis Bacht hingegen bleibt beim Bildgeviert, die Linie ist hier Umriss ohne Füllung, eine skulpturale dreidimensionale Form, die sich bisweilen origamihaft in den Raum hineinklappt. Sowohl Jane Grier («Miss G.») als auch Gabriele Urbach, die Ende des 19. Jahrhunderts bzw. um 1920 in psychiatrischen Einrichtungen lebten, haben in ihren zum Teil großformatigen Stickereien Räume entstehen lassen, indem sie die Linien des Stickgarns in die Dreidimensionalität geführt haben. Peter Riek bereitet der Zeichnung eine Bühne, indem er ihr Raum gibt und sie zu Räumen arrangiert. Werner Degreif zeichnet Momente und Dinge des Alltags auf wandfüllende Papierbahnen. Durch perspektivische Brüche und Verzerrungen irritiert er die Wahrnehmung des Bildraumes ebenso wie jene des realen Raumes. Žilvinas Kempinas lässt die Linie als Videotape im Luftzug von Ventilatoren tänzeln. Pia Linz‘ detailreiche Gravuren auf den Glaswänden ihrer frei im Raum stehenden „Gehäuse“ geben ein Abbild der Welt, zu der jedoch der Zutritt verwehrt bleibt, nur von außen kann man diese Welt bestaunen. Anna Marie Lieb hat 1894 den Boden ihrer Zelle in der Heidelberger Psychiatrischen Klinik mit gerissenen Stoffstreifen grafisch-ornamental gestaltet. Die dokumentierenden Fotografien belegen, dass der Gedanke der freigesetzten Linie, der Zeichnung im Raum keineswegs ein zeitgenössisches Phänomen ist.
In Kooperation mit
Führungen
Donnerstag, 15. September 2022, 18 Uhr, in türkischer Sprache mit Melek Kilic
Sonntag, 18. September 2022, 15 Uhr, in deutscher Sprache mit Kim Behm
Donnerstag, 13. Oktober 2022, 18 Uhr, in deutscher Sprache mit Konstantin Weber
Talk
Mittwoch, 12. Oktober 2022, 18 Uhr,
mit Dr. Thomas Röske, Leiter der Sammlung Prinzhorn / Heidelberg
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