Gruppenausstellung mit
James Scott Brooks
Tomasz Dobiszewski
Mitsuko Hoshino
Tumi Magnússon
Nanne Meyer
Veronika Olma
Jan Schmidt
Claus Stolz
Ben Vautier
Zeit und Raum sind physikalische Größen, die zwar allgegenwärtig, jedoch als abstrakte Phänomene kaum zu erfassen sind. Sie prägen unsere Wahrnehmung und doch bleibt jeder Versuch, sich ihnen durch Begrifflichkeiten anzunähern, notwendig vage. Dennoch brauchen wir Systeme oder Vokabulare, mittels derer wir uns über sie verständigen können. Dazu gehören zum Beispiel Maßeinheiten, die Dauer, Entfernung oder Mengen definieren. Die scheinbare Eindeutigkeit dieser Systeme birgt zugleich den Ansatz, das Universelle, das nicht in Gänze zu Fassende zu begreifen, Zeit, Raum und die Welt zu verstehen. Und so wird alles vermessen und getaktet, ist zählbar und damit benennbar, sogar in Währungen bezifferbar. Oft sind diese Einheiten an natürliche Maße angelehnt: Fuß und Elle sind am menschlichen Körper orientiert, der Meter wurde über die
Geschwindigkeit des Lichts definiert. Weichen diese Systeme jedoch voneinander ab, wird die Verständigung schwierig. Man stellt fest, dass das Gefühl für die Maßeinheiten ein angelerntes ist. Und dass deren Wahrnehmung höchst subjektiv ist. Wohl jede*r kennt die unendlichen Varianten in der Wahrnehmung dessen, wie lang eine Stunde oder eine Strecke gefühlt ist. Diese Versuche der Weltaneignung sind auch ein ästhetisches Phänomen, denn seit Jahrtausenden ist die Menschheit auf der Suche nach dem perfekten Maß. Immer wieder wird versucht, die Frage nach dem, was das Schöne sei, mittels bestimmter Maße zu beantworten, und jede Zeit findet ihre eigenen Antworten und Zahlenverhältnisse.
In der Ausstellung werden regionale und internationale künstlerische Positionen präsentiert, die Zeit- und Maßeinheiten, Vermessung, oder auch die Unmöglichkeit der Vermessung aufgreifen. Das kann durch systematische Kartierungen, humorvolle Untersuchungen von Zeit und Distanz oder auch im Versuch Bewegungen, also zeitliche Verläufe, im Bild festzuhalten geschehen. Auch Wiederholungen immer
gleicher Tätigkeiten innerhalb eines bestimmten Zeitraums können eine vage Vorstellung von einem abstrakten Begriff wie „Dauer“ geben. Schritte und Atemzüge geben einen Rhythmus vor, wobei das jeweils individuelle Tempo die Dauer einer Handlung oder die Länge einer zurückgelegten Strecke bestimmt. Die Spuren, die unsere Wege hinterlassen, haben die Zeit gespeichert – eigentlich ein vergänglicher Vorgang. Aber dank Tracking Apps sind diese Spuren sogar konservierbar, der Spaziergang wird zur Zeichnung. Und nicht nur das, sie entschlüsseln auch – zumindest ansatzweise – die Prozesse der optischen Wahrnehmung. Spuren, die Zeit und Tun konserviert haben, hinterlassen sportliche Übungen auf einer Papierbahn ebenso wie die fotografische Aufzeichnung des Laufes der Sonne. Die gezeigten Arbeiten können als Annäherungen an die Phänomene Zeit und Raum verstanden werden, als Fragestellungen, Anregungen oder möglicherweise sogar Antworten. Die Ausstellung ist eine essayistische Betrachtung über Zeit und Dauer, Raum und Entfernung, über den Versuch die Welt zu erfassen und eine Ordnung im Chaos zu finden.
Termine
Führungen durch die Ausstellung Sonntag, 05. März 2023 | 15 Uhr mit Anna Siebert in russischer Sprache
Donnerstag, 16. März 2023 | 18 Uhr mit Kim Behm in deutscher Sprache
Donnerstag, 20. April 2023 | 18 Uhr mit Melek Kilic in türkischer Sprache
Sonntag, 07. Mai 2023 | 15 Uhr
mit Kim Behm in deutscher Sprache
Lesung Donnerstag, 09. März 2023 | 19 Uhr Helmut Orpel liest aus „Die Erfindung der Wirklichkeit“ „Die Erfindung der Wirklichkeit“ ist bereits der vierte Band von Helmut Orpels Kunstkrimireihe um den fiktiven Wormser Museumsdirektor Oliver Treschko. Hier geht es um die Manipulationen des Kunstmarktes und um das Projekt eines Malers, einer Kunst frei von Kommerz und Mäzenatentum Gestalt zu verleihen. Eintritt 5 Euro
Katalogpräsentation Sonntag, 19. März 2023 | 15 Uhr Fritz Stier – Performances, Videoarbeiten, Photopaintings und Projekte Das 2023 bei artbear books erschienene Katalogbuch stellt Fritz Stiers vielseitiges Werk erstmals umfassend und differenziert dar. Zahlreiche Abbildungen sowie Texte des Künstlers selbst werden flankiert von Textbeiträgen einer Reihe von Autor*innen. Der Eintritt ist frei.
360°- Rundgang durch die Ausstellung
gefördert durch
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